Online-Dating aber für den Job?

25 Oktober, 2022

Online-Dating aber für den Job?

In dieser Podcast Folge haben Christoph Becker und Richard Melbinger über ihre neue Plattform job-matching.at gesprochen, welche den Recruiting-Prozess komplett auf den Kopf stellt. Sie sprechen auch darüber, dass der Fachkräftemangel die Art und Weise wie Unternehmen zu Bewerber_innen kommen verändert hat- dies ist vor allem in der IT-Branche am sichtbarsten.

Die Schule nicht verlassen

Zuerst zu den Gästen: Christoph ist seit seinem 16ten Lebensjahr in der IT-Branche tätig und beschäftigt sich seitdem damit wie man junge Menschen in die IT bringt. Richard ist so sehr von Bildung begeistert, dass er nach eigenen Angaben die Schule nie verlassen hat, sondern sein Weg ihn „direkt von Schule, Studium und dann ins Bildungswesen führte.

We hire for attitude not for skills

Unsere Gäste widmen sich mit job-machting.at den Menschen zu, die gewillt sind sich weiterzuentwickeln und schon die Softskills besitzen die von Unternehmen gesucht werden. Denn Hardskills wie z.b: IT-Kenntnisse lassen sich erlernen. In diesem Ansatz wird auch Simon Sinek zitiert der folgendes zum Thema Recruiting in seinem Buch „always start with why“ sagt: „“We hire for attitude and not for skills.

Hire Train Deploy

Ein weiteres Herzensthema von Christoph und Richard ist das Programm Hire Train Deploy. Dort werden aktuell über 2000 arbeitssuchende im IT-Bereich gescreened. Besonderer Fokus ist des screenigs bezüglich der Einstellung, der Bereitschaft und der Fähigkeiten der Bewerber_innen. So können sich Unternehmen mit einem exakten Profil melden und anhand des Profils passende Kandidat_innen gefunden werden. Bei Bedarf können deren Skills so weiterentwickelt werden, dass ihre Hardskills zu der Stelle passen. Und genau darum geht es im Job Matching: Die richtigen Personen für ein Unternehmen zu finden, welche sich weiterentwickeln wollen und dadurch langfristig den Fachkräftemangel zu bezwingen.

Anonymität ist Key

Die Profile der registrierten Personen sind anonymisiert, um Gendergerechtigkeit und Diversität zu gewährleisten. Sollte ein Unternehmen Interesse an Bewerber_Innen haben, kann es diese Person per Chat kontaktieren und das Stellenangebot schicken. Erst wenn die kontaktierte Person den Chat akzeptiert, wird die Anonymisierung aufgelöst. Dies sorgt dafür das Unternehmen nicht ihre eigenen Mitarbeiter_innen kontaktieren können, welche sich gerade umorientieren wollen.

Was würdet ihr eurem 18-Jährigen ICH auf den Weg geben?

Unsere Gäste würden ihrem 18-Jährigen ICH raten das es wichtig ist ihre Management-Skills früh auszubilden da die fachlichen IT-Skills so oder so das ganze Leben weiterentwickelt werden müssen. Zusätzlich wurde als Tipp gegeben inhaltlich zu arbeiten und das zu tun was einemwirklich interessiert- der Rest kommt dann schon von selbst.

Wie geht es weiter?

Jeden Monat setzen wir uns mit spannenden Persönlichkeiten zusammen, um relevante Themen der Arbeit, LifeDesign und Future Skills zu besprechen. Sei also dabei, wenn wir gemeinsam darüber reden, was wirklich wichtig ist, nämlich der gemeinsame Fortschritt!

Wenn dieser Beitrag Dein Interesse geweckt hat, dann sieh Dir die aktuelle Podcast-Folge auf Youtube an.

Podcasts sind nicht dein Ding?

Keine Sorge! Wir haben für dich das Gespräch mit Christoph Becker und Richard Melbinger auch schriftlich. Hier im Anschluss findest du den Podcast als Interview.

Arno Kersche

Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von TalktheTalk. Mein Name ist Arno Kersche und ich sitze hier heute mit Christoph Becker und Richard Melbinger von der ETC, die in den kommenden Wochen die Plattform Job-matching.at veröffentlichen. Schön, dass ihr da seid.

Christoph Becker und Richard Melbinger

Freut uns. Danke für die Einladung.

Arno Kersche

Danke euch. Ich starte direkt mit einer Frage, um euch ein bisschen besser kennenzulernen. Christoph, wenn du beschreiben müsstest, wie du ins Bildungswesen gekommen bist, wie ist das passiert?

Christoph Becker

Tatsächlich, als 16-jähriger hatte ich die Freude, Wiener Jugendliche in die IT zu bringen. Und seit damals macht es mir Spaß, wenn du ein, zwei Tage mit einer Gruppe arbeitest, wie du Skills und Fähigkeiten den Menschen in die Hand gibst, die ihre Arbeit erleichtern.

Arno Kersche

Das klingt großartig. Sehr schön, danke dir, Richard. Wie war es bei dir?

Richard Melbinger

Ja, bei mir war es im Endeffekt so dass ich nie rauskommen bin aus der Schule. Das heißt immer Schule, Studium, Bildungs-Unternehmen. Aber es war immer etwas, was ich geliebt habe, wo ich immer irgendwo einen Sinn darin gesehen habe, dass man Menschen weiterbildet und auch den Erfolg am Ende zu sehen.

Arno Kersche

Weil du gerade sagst: diesen Erfolg am Ende, wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine ich sage jetzt einmal eine Plattform zu machen, wo es darum geht, den richtigen Job zu finden, aber fast schon so in eine Richtung wie eine Dating Plattform.

Richard Melbinger

Es hat auch ein ähnliches Prinzip wie eine Dating Plattform. Und die Grundidee war jene: wir haben einen Fachkräftemangel, man findet momentan sehr schwer Mitarbeitende, die die Anforderungen erfüllen. Aber es gibt einen ganz riesigen Pool an Menschen, die in der Lage sind, viel zu tun und auch willig sind, sich weiterzubilden. Und um die zu motivieren, sich auch zu bewerben oder sich zur Verfügung zu stellen, war es für uns wichtig, dass wir das Prinzip umdrehen. Das heißt, dass sie sich in einen Pool begeben können und sagen: „Ich bin grundsätzlich willig“. „Ich möchte mich gerne weiterentwickeln“. „Wenn jemand bereit ist, in mich zu investieren, dann gerne“. und hier auf Augenhöhe einen Prozess zu initiieren, dass diese Personen angesprochen werden können und ihnen etwas vermittelt werden kann.

Christoph Becker

Tatsächlich versuchen wir das im IT-Umfeld in einem ersten Schritt, weil dort ist der Fachkräftemangel am stärksten sichtbar. Also die Wirtschaftskammer spricht von 30 bis 40.000 IT-Stellen, die aktuell nicht besetzt werden können.

Arno Kersche

Wahnsinn!

Christoph Becker

Wir haben vor vier, fünf Jahren in der ETC begonnen mit unserem Hire Train Deploy Programm begonnen. Ich darf kurz Simon Sinek zitieren, der sagt „You hire for attitude, not for skills“. Und genau das ist die Idee hinter unserem Hire Train Deploy-Programm. Zu schauen, welche Fähigkeiten, welche Einstellung, welche Bereitschaft sich in der IT zu bewegen, hat eine Person, da sind wir aktuell gerade dabei, in Wien 2000 arbeitslose ITler zu screenen und diesen Pool zu nehmen und den Unternehmern zu sagen „okay, ihr sucht einen Mitarbeiter, der auf der Fähigkeit dort ist“. „Wir haben einen Pool an Personen, die hier sind und wir kennen genau den Weg, den es braucht, um dorthin zu gehen“. Weil das machen wir mit unserem IT implacement in den aktuellen Jahren schon. Und wir kennen den Weg dorthin. Und über unsere Plattform wollen wir genau diesen Pool mit den Unternehmen, die Personen für da oben suchen matchen. Und das ist die Idee hinter Job Matching.

Arno Kersche

Fabelhaft. Jetzt ist für mich so die Frage: wie läuft der Prozess denn genau? Man registriert sich, man meldet sich an bei euch, wie geht es dann weiter für den Teilnehmer, die Teilnehmerin?

Richard Melbinger

Es ist mal relativ einfach. Man begibt sich mal in diesen Pool, wie du richtig gesagt hast und gibt Informationen über sich bekannt. Wesentlicher Punkt in dieser Plattform, die Personen sind anonymisiert, das heißt das Bild ist geblurred, das heißt, es ist nicht bekannt, damit erfüllen wir auch die typischen HR-Anforderungen, dass wir eine Gender neutrale und auch eine divers neutrale Besetzung überhaupt erst ermöglichen. In dem Punkt ist man jetzt geschützt und zukünftige Arbeitgeber suchen in dem Pool und sehen: „da ist jemand, der wohnt in Wien, der ist interessiert an der Ausbildung, der hat vielleicht schon die ersten Teile hinter sich“. Und wenn ich mich für den interessiere, dann kann ich den per Chat ansprechen. Das heißt, ich kann sagen: „Hallo, dass wäre das Job Inserat, das ich dir gerne anbieten würde, wärst du interessiert in einen Dialog zu treten?“ Erst dann, wenn hier eine Übereinstimmung stattfindet, erst dann gibt sich der Kandidat zu erkennen. Ich glaube, das ist ein wesentlicher Vorteil dieser Anonymität, um hier auch frei zu sein in seinen Wünschen, denn wir dürfen eines nicht vergessen, bei so einer Plattform könnte dich auch dein bestehender Arbeitgeber finden.

Arno Kersche

Tatsächlich, ja.

Christoph Becker

Was Richard jetzt so nicht explizit erwähnt hat, ist das ist die erste Plattform die das Bewerber-Stellen-Verhalten umdreht. Wir kennen bisher nur Plattformen, die Jop-Anzeigen anbieten. Wir drehen das mit unserem Job Matching erstmals um. Wir haben also Bewerber, die von Unternehmen gefunden werden und nicht Arbeitslose, die einen Job suchen.

Arno Kersche

Was eigentlich der Zahn der Zeit wäre, oder? Also es geht immer mehr in genau diese Richtung mit dem Fachkräftemangel.

Christoph Becker

Genau das ist das Stichwort. Ja, der Fachkräftemangel und die Bewerber, die willens sind, sich wohin zu entwickeln und die Unternehmen die Möglichkeit geben zu sagen: „okay, lass uns den Weg gemeinsam gehen.“

Arno Kersche

Jetzt haben wir schon recht klar, was für Vorteile für den Bewerber, die Bewerberin da sind. Wie schaut es aus mit den Unternehmen? Was für einen Vorteil hat das für die Unternehmen?

Christoph Becker

Ja, wie ich gerade gesagt habe, das Unternehmen hat den Zugriff auf einen Pool an Personen, die willens sind, sich zu entwickeln, kann diese Personen dann kontaktieren, und erst wenn die zwei sich gematcht haben, geht der nächste Schritt weiter. Und dann gibt es die Vereinbarung zu sagen: „Okay, das ist dein Entwicklungsplan, das ist dein Schritt in sechs Monaten, das ist dein Schritt in zwölf Monaten, und lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen.“

Arno Kersche

Großartig. Dann ist es für mich tatsächlich die Frage, die mir jetzt als nächstes auf der Zunge brennt, ist ab wann gibt es das?

Richard Melbinger

Wir starten mit dem Soft-Launch jetzt im November und ab nächstes Jahr wird es in breiter Verfügbarkeit sein.

Arno Kersche

Großartig, spannend. Mich interessiert dann immer, wenn man so diese Karrierewege sich anschaut und auch wie diese Menschen sich entwickeln werden mit euch, durch euch, da ist es für mich immer spannend, meine Gäste zu fragen: „fangen wir mit dir an Christoph, was würdest du deinem 18-jährigen Ich mit auf den Weg geben?“

Christoph Becker

Ja, wie ich zu Beginn erzählt habe, als 16-jähriger, 18-jähriger habe ich begonnen als IT-Trainer, das heißt für mich war es damals schon relativ klar, dass ich in die IT gehen will, das, was ich meinem 18-jährigen ich empfehlen würde, wäre zu sagen: „Christoph entwickle deine Management Skills, weil die fachlichen IT-Skills, die kannst du später allemal aufbauen und die musst du eh regelmäßig aktualisieren.“

Arno Kersche

Stark. Sehr stark. Richard bei dir?

Richard Melbinger

Ich glaube, ich würde meinen 18-jährigen Ich sagen: „arbeite inhaltlich, mach das, was dich interessiert und der Rest wird kommen.“

Arno Kersche

Der Rest wird kommen. Sehr schön. Es ist auch spannend, sich darüber Gedanken zu machen: „wenn man schon sich so über 18-jährige Ich Gedanken gemacht hat, man liest ja im Laufe des Lebens durchaus so einige Bücher…“

Richard Melbinger

Tut man das noch?

Arno Kersche

Angeblich ja, oder man hört sich unsere Playlist auf Blinkist an. Und da jetzt die Frage an dich Richard: „welches Buch würdest du unseren Zuhörern und Zuhörerinnen empfehlen?“

Richard Melbinger

Also ein Buch, das mich in den letzten Jahren sehr beeindruckt hat, ist von Frederic Laloux, Reinventing Organisations, ist ein total interessantes Buch, wo es darum geht was für Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es, auch ohne die klassischen Hierarchien einzuhalten. Und ich glaube, das ist die Zukunft, vor allem für unsere zukünftigen Generationen. Die erwarten sich ein anderes Arbeiten. So wie wir vor 20 Jahren gearbeitet haben, wo wir noch Bücher gelesen haben, wird das nicht funktionieren.

Arno Kersche

Sehr passend. Sehr passend. Danke, Richard. Christoph bei dir?

Christoph Becker

Ja, bei mir war es Simon Sinek, always start with why, oder Frage immer zuerst nach dem warum. Ich schließe den Ring wieder zu unserer Job-Matsching-Plattform. Wir haben nicht die Job-Masching-Plattform entwickelt, um uns dann zu überlegen: „was machen wir damit?“ Sondern wir haben seit drei Jahren, fünf Jahren dieses IT Implacement, um Personen zu vermitteln und weiterzuentwickeln. Und das ist mittlerweile so groß geworden, dass wir uns überlegt haben: „wir müssen das Digitalisieren und Automatisieren.“ Das heißt, unser warum war ein Lösen wir den Fachkräftemangel. Und erst danach zu überlegen, wie und was machen wir dazu. Und deshalb hat mir das Buch sehr gut gefallen und kann ich deshalb den Zuschauer_innen und Zuhörer_innen empfehlen.

Arno Kersche

Großartiger Abschlusssatz: „lösen wir den Fachkräftemangel!“ Richard danke dir, Christoph, danke dir. Und wenn ihr mehr darüber wissen wollt, wie man das perfekte Match findet, dann besucht uns auf www.job-matching.at danke euch und bis zum nächsten Mal.

Richard Melbinger

Bis zum nächsten Mal.

Christoph Becker

Ciao, danke für die Einladung.

Richard Melbinger

Danke.